SASKIA HÖLBLING

SASKIA HÖLBLING
(künstl. Leitung, Choreografie)

Saskia Hölbling beschäftigt sich seit 2002 intensiv mit Darstellungsformen von Körpern, die sich linearer Interpretationen entziehen, und zwar sowohl in Gruppenformationen als auch solistisch. Was einen Kritiker zu folgenden Zeilen veranlasste: „Diese Anti-Barbiepuppe fordert eine neue Erfindung des Standpunktes (...) bricht mit allen Konventionen, mit einer kalten, schönen Kraft voll schweigender Intelligenz sowie einer kämpferischen Körperlichkeit.“

„Ich gehe von der Utopie der Möglichkeit aus, dass sich unsere Körper so verändern können, wie wir sie denken; von Körperkonzepten, die den Körper als eine Art Gedankenmasse begreifen, die jegliche Erscheinungsform, mehr noch jegliche Seinsform einnehmen kann. Wo ein Ellenbogen ebenso Entscheidungen trifft, wie eine Wade oder der Kopf. Kein Festhalten, kein Beharren auf einem Gedanken. Immer im Fluss der Assoziationen, oder der Artikulation des Körpers.

Was ich damit erreichen möchte? Ein Öffnen stereotyper Vorstellungswelten, eine Sensibilisierung für Zwischenbereiche und Fremdfelder, in die jede und jeder zu diffundieren vermag. Und ich möchte dazu ermutigen, diese Freiheit der Darstellung zu nutzen.“

Im Moment konzentriert sich Hölbling auf die Zeichen der Zeit: Indem sie ihnen ihre linearen Narrative entzieht, wird der Blick auf die Welt wieder freier. Damit katapultiert sie den Zuschauer mitten in eine kaleidoskopische Auffächerung menschlicher Zusammenkünfte, sprachlicher Einbettungen und situationsbedingter Absurditäten.

Geboren 1971 in Wien, präsentiert Saskia Hölbling ihre ersten Choreografien bereits während ihrer Tanzausbildung am Konservatorium der Stadt Wien. Sie setzt ihre Studien an der von Anne Teresa De Keersmaeker geleiteten Tanzakademie P.A.R.T.S in Brüssel fort.

Seit der Gründung ihrer Compagnie DANS.KIAS im Jahr 1995 schuf Saskia Hölbling mit ihrem Ensemble mehr als 30 Stücke. Parallel zu ihren eigenen Choreografien tritt sie immer wieder auch in Stücken anderer Künstler auf wie zum Beispiel von Bob Wilson (USA), Cie W. Dorner (Österreich), Laurent Pichaud (Frankreich), Benoît Lachambre (Kanada) oder Anne Collod (Frankreich).

Im Jahr 2000 erhielt sie den Prix d'Auteur du Conseil Général de Seine- Saint-Denis / Bagnolet für "Do your desires still burn” und im Jahr 2002 wurde sie mit dem österreichischen Tanzproduktionspreis für “other feature” ausgezeichnet. 2001 arbeitet sie mit dem kanadischen Choreografen Benoît Lachambre und dem französischen Videokünstler Laurent Goldring an ihrem Solo "rrr... (reading, readings, reading)" zusammen, das bei der Eröffnung des Tanzquartier Wien 2001 präsentiert wurde.
Ihr Interesse für zeitgenössische Musik manifestiert sich in der Inszenierung von Werken von Luciano Berio (Wien Modern 2002, Konzerthaus 2009) und Wolfgang Mitterer (Semperdepot 2004) sowie in der Choreografie für Iannis Xenakis Oresteia unter der Leitung von Carlus Padrissa (La fura dels baus) in Zusammenarbeit mit der Wiener Taschenoper am Karlsplatz im Rahmen der Wiener Festwochen 2011.

2009 inszenierte Saskia Hölbling die „Hamletmaschine“ mit Studierenden des Max-Reinhardt-Seminars. Und mit dem französischen Videokünstler und Philosophen Laurent Goldring schuf sie die Serie „Squatting Projects“ (2011- 2014).

Mit ihrem aktuellen Ensemble thematisiert sie Themen der Gegenwart, die von Überlegungen Jean-Luc Nancys inspiriert sind: „Corps à Corps“ (2016) im Odeon, „Corps suspendus“ (2017), „Things“ (2018) und „Da-nach“ (2019) im Atelierhaus der Bildenden Künste Wien. Für “ Through touches“ (2021) setzt Saskia Hölbling ihre Recherche nach zukünftigen Kontakt- und Kommunikationsformen fort und ihr aktuelles Stück „fragments of desire“ hinterfragt unseren Blick auf die Welt.

„Wir müssen uns mit neuer Kraft fragen, was die Welt von uns will. aber genauso was wir von ihr wollen, überall in alle Richtungen urbi et orbi in der ganzen Welt und für die ganze Welt, ohne das Kapital, aber mit dem Reichtum der Welt.“ Jean-Luc Nancy

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